E-Bike und Fitness
Die MHH (Medizinische Hochschule Hannover) (Haufe S, Tegtbur U et al.) hat im BMJ 2022 einen Bericht vorgestellt über die Ergebnisse der Studie des Sportmedizinischen Instituts (Tegtbur et al), die vor zwei Jahren begonnen und jetzt abgeschlossen wurde. Die prospektive Beobachtungsstudie wurde an 1250 E-Bikern und 629 konventionellen Radlern durchgeführt und zielte drauf ab, ob die beiden Gruppen die WHO-Kiterien von 150 min moderater bis intensiver körperlicher Aktivität erreichten oder nicht. Die Kernbotschaft war, dass die E-Biker dieses Ziel nicht erreichten.
Zur Diskussion:
In einer Target Message stellen die Autoren fest:
- E-Biker erreichten die WHO-Ziele mit einer odds ratio von 0.56 (44%) weniger häufig als die konventionellen Fahrer,
- E-Biker nutzen das Gerät weniger häufig, mit kürzerer Dauer und geringerer Intensität als die „echten“ Radler, doch waren die HFmax-Prozentzahlen in beiden Gruppen eher niedrig.
- E-Biker waren mehr daran interessiert, ihre Belastung zu reduzieren (Hang zu höherer Entlastung),
- Das Unfallrisiko war zwischen beiden Gruppen etwa gleich,
- der erreichbare Gesundheitsvorteil scheint für konventionelle Radler höher zu sein als für E-Biker
- Der Vorteil des E-Bikes jedoch ist für Ältere zu sehen in der grundsätzlichen Fahrrad-Akzeptanz, der höheren Attraktivität für Menschen mit eingeschränkter Beweglichkeit und hoher Krankheitslast, die sonst das Fahrrad nicht nutzen würden.
Es ist nicht unbekannt, dass die konventionellen E-Biker oder Pedelecfahrer dazu neigen, mit hoher Unterstützung und so mit niedriger körperlicher Last zu fahren. Das führt dann dazu, dass diese Fahrer vorgegebene Trainingsniveaus nicht so leicht erreichen. Die Frage ist, ob die Fahrer gezielt ein Trainingsprogramm durchliefen oder aber die Zielgrößen dem Zufall oder dem Willen des einzelnen Fahrers überlassen war, denn die erreichten Herzraten lagen in beiden Gruppen zu niedrig..
Nach den vorliegenden Zahlen in dieser Arbeit war wohl letzteres der Fall. Hier muss die Kritik ansetzen: eine andere Aussage wäre denkbar, wenn die Fahrer ein Trainingsprogramm bewusst durchlaufen würden, wie dies in unserer Studie der Fall war. Unsere Fahrer waren motiviert, einsatzbereit und effizient. So steigerten sie nicht nur ihre relevanten Gesundheitsdaten, sonder auch die Freude am Fahren und damit ihre Lebensqualität.
Eine wichtige Aussage der Hannver-Studie aber bleibt bestehen: Die Unfallhäufigkeit war in beiden Gruppen gleich. Das widerspricht den in den Medien immer wieder transportierten Meldungen, dass die E-Biker mehr Unfälle und dabei auch mehr tödliche Unfälle auslösten als die herkömmlichen Radfahrer. Der Befund in der Hannover-Studie räumt damit deutlich auf.
Zusammenfassend ist der Vorteil dieser Studie zu sehen in der Gegenüberstellung zweier Gruppen, nämlich konventioneller Radler und Pedelecfahrer, die in einer Alltagsnutzung untersucht wurden. Dies war bisher nicht der Fall. Der Befund einer geringeren Trainingsintensität bei den E-Bikern war erwartbar. Dieser Befund erfordert notwendigerweise eine weitere Untersuchung als Interventionsstudie, wenn möglich als RCI. Wir habe das – mit einer zu niedrigen Probandenzahl – versucht und unsere Ergebnisse weisen dagegen in eine Richtung, die bei moderater Trainingsintensität positive Trainingseffekte erkennen lassen..