Hinweise zu den Stellungnahmen der DGPR:

Eine CHI-Gruppe ist eine Risikogruppe, die einiger spezieller Voraussetzungen und Variationen der Durchführung bedarf. Die oben vorgestellte Publikation enthält dafür einige Vorschläge, die in Handreichungen umgewandelt werden müssen. Kernpunkt ist die Art des Trainings und dessen sorgfältig angepasste Dosierung. Bei diesen Gruppen ist Arztpräsenz und spezielle ÜL-Weiterbildung unabdingbar.

CHI-Patienten sind hinsichtlich Ihrer Belastbarkeit sehr unterschiedlich einzuteilen. Eine stabile Medikation über Monate, wenn nicht Jahre ist dabei wichtig. Der wichtigste Faktor ist aber die ergometrische Belastbarkeit, die für KHK-Patienten ohne CHI bei mindestens 1 Watt(kg KG liegen sollte. Diese Patienten werden dann in eine so genannte Trainingsgruppe eingeordnet. Schon jetzt aber besteht die Möglichkeit, Patienten mit eingeschränkter Belastbarkeit in “Übungsgruppen” einzuordnen, die etwa eine ergometrische Belastung von 0,7 Watt/kg KG aufweisen. Möglicherweise sind hier bereits früher schon Patienten mit einer CHI-Diagnose eingeordnet worden.

6-min-Gehtest und Echokardiografie werden in der Arbeit ebenfalls als zwingend notwendig angesehen, um zusätzliche Risiken (Klappenfehler) auszuschließen und die aktuelle Belastbarkeit festzustellen. Diese Modalität jedoch ist im laufenden Übungsbetrieb nur schwer zu realisieren.

Die Autoren schreiben sodann:

“Grundlage des Trainings in einer Herzinsuffizienzgruppe ist ein individuell dosiertes, grundsätzlich ärztlich überwachtes, aerobes Ausdauertraining (z. B. Fahrrad-Ergometertraining). Bei geringer Belastbarkeit ist die Intervallmethode der Dauermethode vorzuziehen. Ergänzend soll ein individuell dosiertes, dynamisches Krafttraining durchgeführt werden. Ein Beweglichkeits- und ein Koordinationstraining ergänzen das Programm. Zusätzlich werden spezielle Atemübungen zur Kräftigung der Atemmuskulatur und Entspannungsübungen durchgeführt.”Diabetes, Stoffwechsel und Herz, Band 28, 4/2019; I. Brüggemann, M. Guha

Hier finden Sie eine kurze Übersicht der möglichen Trainings- und Versorgungsmöglichkeiten in einer CHI-Gruppe. Wichtig sind Arztpräsenz und die Übungsleiter (ÜL) mit einer für diese Gruppen speziellen Ausbildung.

Als Methoden des Ausdauertrainings werden Gehen, Walken und Ranfahren, aber auch das Laufband angeboten. Sehr gut geeignet ist das Ergometertraining, da es exakt dosierbar ist und Puls- und Blutdruckkontrolle ermöglicht. Im Herzgruppentraining kann diese Methode nicht angewendet werden. Der Übungsleiter ist bei den Übungen auf die konventionelle Pulskontrolle angewiesen. Hier empfehlen sich errechnete Trainings-Pulswerte von 50-60% der Maximalfrequenz, d.h. ein Trainingspuls eines 70jährigen liegt dann bei ca. 90-100/min.

Die Belastungstoleranz kann auch über die BORG-Skala gemessen werden; es fehlen hier Richtwerte, doch kann man sich – neben der Empfehlung „Laufen ohne zu schnaufen“ oder „Radeln mit ruhigen Wadeln“ – Werte von 9-13 auf der 15stufigen Skala vorstellen.

Dieses Training dient der Muskelkräftigung, da bei chronisch kranken Patienten mit CHI oft auch eine Sarkopenie (Muskelschwund) und/oder Osteoporose vorliegen. Die Methoden sind langsame Übungen mit häufigen Wiederholungen (z.B. 10), z.B. mit dem Theraband, dem Ball oder mit Gewichtsmanschetten. Entgegen der DGPR-Empfehlung sind im normalem Gruppenbetrieb gerätegestützte Übungen nicht möglich, können aber in Fitnessstudio als zusätzliches Training (on top) Anwendung finden.

Bei den CHI-Patienten liegt oft eine Störung der Lungenfunktion durch vorangegangene Herz-Verschlechterungen vor (akute Luftnot), sodaß hier spezielle Übungen möglich sind. Sie bestehen u.a. in Atemwahrnehmung, Brust-Bauchatmung, Übungen zur Stärkung der Atem-Muskulatur. Auch hier ist eine spezielle Schulung derÜL notwendig.

Gesundheitserziehung und Ideenaustausch sind schon jetzt wesentlicher Bestandteil der konventionellen Herzgruppenarbeit und müssen in diesen Gruppen zweifellos intensiviert werden. Schwerpunkte können sein: Lebensstiländerung, Bewegung und Aktivität im Alltag und häusliche Trainingsaufgaben. Es sollte am Gruppentermin eine Rückmeldung an Arzt und Übungsleiter erfolgen.

Eine CHI-Gruppe bedarf einer sorgfältigen Dokumentation. Diese sollte folgende Punkte beinhalten:

  1. Aktueller Status des TN
  2. Besonderheiten seit letzter Teilnahme
  3. Ablauf der Übungen, evtl. Zwischenfälle
  4. gemessene Herzfrequenzen

Die Dokumentation sollte unbedingt digital und anhand vorbereiteter Eingabemasken erfolgen.

Es gibt in dieser Hochrisikogruppe wichtige Kontraindikationen der Teilnahme am Übungsbetriebs. Jede akute Verschlechterung, z.B.

  1. Dekompensation
  2. Akutes Koronarsyndrom bei KHK-Patienten
  3. akuter Infekt (COVID)
  4. Herzrhytmusstörungen, die symptomatisch sind (Schwindel, Bewusstseinsverlust, evtl. mit Reanimation)

In diesem Beitrag finden Sie die aktuellen Vortragstexte der auf der FB v. 13.5.2023 gehaltenen Präsentationen. Downloads sind urheberrechtlch genehmigt.


Zu den Vorträgen Zum Test f. ÜLs Feedback E-Learning-Website

Am 13.05.2023 fand in den Räumen des Herzzentrums Saar die gut besuchte erste FB für Übungsleiter “Herzinsuffizienz” statt. Diese bestand aus hochwertigen Vorträgen aus dem medizinischen und administrativen Umfeld des Themas, lebhaften Diskussionen und betraf spezielle Ausführungen zu

  1. klinischem Verlauf,
  2. speziellen Therapieformen
  3. interventionellen Verfahren
  4. Pathophysiologie der Herzinsuffizienz

Die Vorträge sollen im Original auf dieser Website publiziert werden.

Im Herbst 2023 soll die abschließende FB zusammen mit einer FB Reanimation (W. Baltes) angeboten werden. Es fehlt nun noch ein wichtiger Punkt, die reale Gründung einer HI- Herzgruppe, immerhin der ersten im Saarland.

Referenten: Herr Dr.Özbek, Frau Dr. Özbek, Prof. Hennersdorf, Dr. Schlickel, Herr Röder, Dr. Stamm, Dr. Gatto

Themen:

Erscheinungsbild der HIÖzbek
Pathophysiologie der HIHennersdorf
Ältere TherapiekonzepteSchlickel
Moderne TherapiekonzepteSchlickel
Interventionelle TherapieGatto
Devices bei HI (ICD, neue Schrittmacher)Stamm
PsychokardiologieFrau Özbek
Bewegungstherapie bei HISchlickel
Situation der Herzgruppen im SaarlandRöder

Programm auf dem Klinikum der Stadt Saarbrücken wurden zwei Referatbereiche angeboten: Patientenseminar, ÜL-Seminar. Es wurde in beiden um moderne Therapiekonzepte bei Herz-Kreislauferkrankungen (akut und in der Reha) berichtet, die im ÜL-Abschnitt vertieft wurden.

Programm,Thematik, Resumee

Kompetente und fachkundige Referenten haben u.a. diese Themenkreise behandelt

  • Aspekte der körperlichen Aktivität als einem Hauptbestandteil der primären und sekundären Prävention,
  • Thematik neuer medikamentöser Therapien
  • Neues zum Herzkreislaufrisiko, Vorgaben einer dauerhaften Lebenstil-Änderung (lifestyle change)

Übersicht

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Kompetente und fachkundige Referenten haben u.a. diese Themenkreise behandelt

  • Aspekte der körperlichen Aktivität als einem Hauptbestandteil der primären und sekundären Prävention,
  • Thematik neuer medikamentöser Therapien
  • Neues zum Herzkreislaufrisiko, Vorgaben einer dauerhaften Lebenstil-Änderung (lifestyle change)

Patientenseminar

  • Referat 1: Dr. Schlickel
    Sport – Bewegungstraining – Körperliche Aktivität
  • Referat 2: Prof. Custodis
    Aktuelle Therapien der Herzinsuffizienz
  • Referat 3: Dr. Fatima Goudjil
    Gesundheitskompetenz in der Herz-Kreislaufprävention: Vom Wissen zum Handeln – eine Online Ressource
  • Referat 4: Prof. G. Hennersdorf
    Prävention als therapeutisches Konzept: Neue Aspekte der Arbeit mit Herz-Kreislauf-Risikofaktoren.

Fortbildungsseminar f. Übungsleiter

  • Referat 5: Dr. Markus Schwarz
    Neue Aspekte zu Wirkmechanismen und Dosierungsempfehlungen körperlicher Aktivität in der Sekundärprävention
  • Referat 6; Dr. Martin Schlickel
    Körperliche Aktivität bei Rhythmusstörungen, insbesondere Vorhofflimmern
  • Referat 7: Dr. Chr. Kaczmarek
    Motivation zum Sporttreiben in der Primär-und Sekundär-Prävention
  • Referat 8: Dr. Irene Özbek fiel aus persönlichen Gründen aus.
    Motivation zur Lebensstil-Änderung bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Referat 9: Robin Küsters
    Körperliche Aktivität und Training bei Herzinsuffizienz
  • Referat 10: Helmut Röder
    Situation der Herzgruppen im Saarland und allgemeine gesundheitspolitische Entwicklungen
  • Ausgabe der Zertifikate

Es war eine interessante und fachlich hochkompetente Veranstaltung, die sehr gut besucht war. Im Zusammenhang mit der Begrüßung durch Prof. Custodis und den Ärztlichen Direktor des Klinikums Dr. Braun sprach Gesundheitsminister Dr, Jung sein Grußwort. Dabei nahm er Bezug auf die besondere positive Rolle der Herzgruppen im Saarland für die Volksgesundheit. Er sprach sich dafür aus, auch von Regierungsseite die saarländischen Herzgruppen mehr in das öffentliche Bewusstsein einzubetten.

Das Patientenseminar nun brachte viele wertvolle Informationen, die vom so wichtigen Bewegungstraining und ihrer Unterscheidung zu Sport und körperlicher Aktivität über das Thema Herzinsuffizienz bis zu teils sehr beuruhigenden, aber auch modernen Aspekten der Arbeit mit den kardiovaskulären Risikofaktoren reichte.
Gerade letztere werden aktuell durch Klimawandel und Umweltverschmutzung (Mirkoplastik im Gefäßendothel!) in eine neue Sichtweise gebracht. Dr. Schlickel diskutierte den aus sportmedizinischer Sicht bedauerlichen und gerade in der kardiologischen Praxis weitgehenden Verzicht auf das „gute alte“ Belastungs-EKG: Das ist eigentlich unverzichtbar und kann gerade für die Rehabilitation wichtige und personalisierte Informationen generieren.

Die Übungsleiter-Fortbildung mit ÜL-Zertifikatvergabe (leider nicht als Wissens- sondern nur als Anwesenheitskontrolle) war ebenfalls von hohem Niveau. Hier ging es um die praktische Arbeit in den Herzgruppen, die von Dr. Schwarz dargestellt wurde, und um die Motivation der Teilnehmer zu externer körperlicher Arbeit, die leider bei den Herzgruppenteilnehmern zu wünschen übrig läßt. Unsere Pedelecstudie konnte diesen Effekt solcher Zusatzaktivitäten sehr gut demonstrieren.

Die Veranstaltung war also eine „runde Sache“ und sollte bald wiederholt werden, auch um den beklagenswerten Mangel an ÜLs möglichst schnell zu aufzubessern.

Wir werden versuchen, die kompletten Vorträge wie bereits die der ÜL-Fortbildung 2023 auf der Website anzubieten und mit einem Testverfahren zur persönlichen Wissenskontrolle zu verbinden. Dies ist in Arbeit.

admin HGS, Mai 2024