Boostern – ja oder nein?
STIKO: 07.10.2022 – Die Ständige Impfkommission hat ihre Empfehlung zur COVID-19-Impfung mit Omikron-angepassten Impfstoffen veröffentlicht. Danach soll für alle Auffrischimpfungen ab zwölf Jahren vorzugsweise einer der Omikron-adaptierten bivalenten mRNA-Impfstoffe verwendet werden.
Aber in der gleichen Empfehlung wird ein schwerwiegender Widerspruch nicht aufgelöst:
Gesunde Personen, die bereits drei Impfstoffdosen erhalten haben, sind nach Ansicht der STIKO weiterhin gut vor schweren COVID-19-Verläufen geschützt, auch wenn sie keine Omikron-Infektion durchgemacht haben. Ihnen wird daher derzeit keine weitere Auffrischimpfung empfohlen.
An der bisherigen STIKO-Empfehlung, wer grundsätzlich eine weitere Auffrischimpfung bekommen sollte, ändert sich nichts. Einen zweiten Booster (vierte Impfung) empfiehlt die STIKO allen Personen ab 60 Jahren. Darüber hinaus sollten sich Menschen ab fünf Jahren mit erhöhtem Risiko für schwere COVID-19-Verläufe infolge einer Grunderkrankung, insbesondere Immundefizienz, sowie Beschäftigte im Gesundheits- und Pflegebereich nochmals impfen lassen.
Was soll nun gelten?
Es gibt eine US-Studie des US-Centers for Disease Control and Prevention (CDC) mit mehr als 45.000 Probanden, die nachweist, dass der Impsfschutz bei Patienten mit drei Impfungen (ein Booster) nach 8 Monaten auf 31% abgefallen ist. Nach einem zweiten Booster stieg dieser auf 76% an und betrug nach 4 Monaten immer noch 70%, somit mit abfallender Tendenz.
Immerhin scheint daher die Annahme, einen zweiten Booster zu empfehlen, nicht von der Hand zu weisen zu sein. Allerdings: Die STIKO sollte sich befleißigen, den Widerspruch aufzulösen.
Ein Ergebnis einer Phase-III-Studie gibt es aber noch nicht; der Anstieg von neutralisierenden Antikörpern wurde nur bei Mäusen nachgewiesen. Inzwischen gibt es aber eine neue Studie (II/III), nach der positive Effekte erkennbar sind:
Der an die aktuell vorherrschende Omikron-Untervariante BA.5 angepasste Coronaimpfstoff von Biontech und Pfizer hat nach Unternehmensangaben in einer klinischen Studie erste positive Ergebnisse geliefert.
Die Daten deuteten darauf hin, dass der angepasste Wirkstoff „voraussichtlich einen besseren Schutz gegen die Omikron-Varianten BA.4/BA.5 bieten kann als der ursprüngliche Impfstoff“, teilten die beiden Hersteller heute mit.
Dtsch. Ärzteblatt v. 13.10.2022
Wir befinden uns also medizinisch in einer Situation, die wissenschaftlich fragwürdig ist. Es wird ein Impfstoff zugelassen, bei dem klinische Studien noch nicht abgeschlossen sind. Allerdings unterscheidet er sich von der ursprünglichen Version BA-1 so unwesentlich (nur durch ein oder zwei spikes), dass man „vielleicht“ von einer durchgehenden Wirksamkeit ausgehen kann. Doch wieder geht hier Schnelligkeit vor Sorgfalt…