CardioNews 10/24-02
Subkutaner ICD und Sport
Ein subkutaner implantierbarer Kardioverter-Defibrillator (S-ICD) ist ein medizinisches Gerät, das speziell dafür entwickelt wurde, lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen wie ventrikuläre Tachykardien und Kammerflimmern zu erkennen und automatisch einen Elektroschock abzugeben, um das Herz wieder in einen normalen Rhythmus zu versetzen. Anders als herkömmliche implantierbare Kardioverter-Defibrillatoren (ICDs), die ihre Elektroden direkt in den Herzmuskel oder die Herzgefäße platzieren, liegt der S-ICD vollständig unter der Haut (subkutan) und hat keinen direkten Kontakt mit dem Herzen oder den Blutgefäßen.
Was ist ein S-ICD?
Aufbau und Funktionsweise eines S-ICD
Ein S-ICD besteht in der Regel aus zwei Hauptkomponenten:
- Impulsgenerator: Dieses Gerät, das gewöhnlich am seitlichen Brustkorb unter der Haut eingesetzt wird, enthält die Batterie und die Elektronik, die erforderlich sind, um den Herzrhythmus zu überwachen und bei Bedarf elektrische Schocks abzugeben.
- Elektrode: Die Elektrode wird subkutan entlang des Brustbeins positioniert und dient zur Erkennung des Herzrhythmus und zur Übertragung der Schockimpulse.
Unterschied zu transvenösen ICDs
Der größte Unterschied zwischen einem S-ICD und einem konventionellen ICD besteht darin, dass der S-ICD keine transvenöse (in die Venen führende) Elektrode benötigt. Herkömmliche ICDs werden oft in das venöse System eingeführt und platzieren die Elektroden in der Nähe oder direkt im Herzen, was das Risiko von Komplikationen wie Infektionen, Thrombosen oder Herzmuskelverletzungen erhöhen kann. Der S-ICD umgeht diese Risiken, da er komplett außerhalb des Herzens bleibt und keine direkte Verbindung zu den Blutgefäßen erfordert.
Vorteile eines subkutanen ICDs
Ein S-ICD ist besonders für Patienten geeignet, die ein erhöhtes Infektionsrisiko haben oder deren venöse Zugänge eingeschränkt sind, beispielsweise aufgrund von Vorerkrankungen, Dialysebehandlungen oder vorherigen Eingriffen. Die wichtigsten Vorteile sind:
- Reduziertes Infektionsrisiko: Da keine Drähte durch Blutgefäße oder ins Herz eingeführt werden, wird das Risiko einer systemischen Infektion verringert.
- Weniger Thrombosen und Komplikationen: Das Fehlen von transvenösen Leitungen minimiert potenzielle Komplikationen, die durch diese Drähte verursacht werden können.
- Langfristige Option für jüngere Patienten: Der S-ICD bietet eine Alternative für jüngere Patienten, da er potenziell weniger Komplikationen bei künftigen Wechseln des Geräts oder der Elektroden aufweist.
Einschränkungen und Nachteile
Obwohl der S-ICD eine wertvolle Alternative zu herkömmlichen ICDs darstellt, ist er nicht für alle Patienten geeignet. Einige der Einschränkungen umfassen:
- Kein Schrittmacher-Effekt: Der S-ICD kann nur Schocks abgeben, aber keine kontinuierliche Schrittmacherfunktion bieten. Für Patienten, die zusätzlich zur Defibrillation auch eine Schrittmachertherapie benötigen, ist ein herkömmlicher ICD besser geeignet.
- Größere Platzierung: Da das Gerät subkutan platziert wird, kann es bei schlanken oder jüngeren Patienten optisch auffälliger sein und unter Umständen Unbehagen verursachen.
- Eingeschränkte Wirksamkeit bei bestimmten Arrhythmien: Der S-ICD ist in erster Linie zur Behandlung von Kammerflimmern und ventrikulären Tachykardien ausgelegt und weniger geeignet für supraventrikuläre Tachykardien oder andere Arrhythmien, die Schrittmacherunterstützung benötigen.
Einsatzbereiche und Auswahlkriterien
Der S-ICD wird meist bei Patienten in Betracht gezogen, die ein erhöhtes Risiko für plötzlichen Herztod durch ventrikuläre Arrhythmien haben, jedoch keine kontinuierliche Schrittmacherstimulation benötigen. Dazu gehören häufig jüngere Patienten mit genetischen Erkrankungen wie dem Brugada-Syndrom, der hypertrophen Kardiomyopathie oder dem langen QT-Syndrom, bei denen das Risiko für ventrikuläre Tachykardien erhöht ist, jedoch keine kontinuierliche Unterstützung durch einen Schrittmacher notwendig ist.
Fazit
Der subkutane ICD stellt eine wichtige Weiterentwicklung in der Defibrillationstechnologie dar, da er vielen Patienten eine Alternative bietet, die keine invasive Herzverkabelung wünschen oder benötigen. Für die richtigen Patienten kann er ein lebensrettendes Gerät sein, das langfristig weniger Komplikationen verursacht und gleichzeitig eine effektive Behandlung für lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen ermöglicht.