Fünf A gegen das Rauchen
Die Methode der fünf A hilft in Patienten-Gesprächen über Rauchentwöhnung
Am 31.Mai 2023 war Nichtrauchertag. Die gute Nachricht ist, dass weltweit die Zahl regelmäßiger Raucher abgenommen hat. Aber es hat auch eine schlechte Nachricht: die Zahl regelmäßiger Raucher (insgesamt stabil bei etwa 30%), vor allem aber junger Raucher, hat in Deutschland heute um etwa 20% zugenommen, vor allem bei jungen Frauen.
Zunächst hat man angenommen, dass die Zahl der Rauher Gesinen wäre. Die Grundlage waren Zahlen aus 2020, also vor der Pandemie. Heute dagegen sieht man diese Zunahmen. Es ist also sowohl zu fragen, warum das so ist, und auch wie man diese Sucht weiter eingrenzen und einhegen kann, denn ganz verschwinden wird sie wohl nicht.
Die erste Frage ist nicht leicht zu beantworten: vielleicht spielen die „Vapes“, also die Verdampfer, auch als E-Zigaretten bezeichnet, ein Rolle. Indes ist dabei klar, dass diese Verdampfer ein ebenso hohes Risiko für Krebs und Herzkreislaufkrankheiten beinhalten wie die klassische Zigarette. Erste Studien legen das zumindest nahe. Eine zweite Möglichkeit ist das Home-Office, das ja seit der Pandemie nicht verschwunden, sondern fester Bestandteil der alltäglichen Berufsausübung geworden íst. Da greift man denn doch leichter zum Glimmstängel.
Die zweite Frage ist weltweit und auch hierzulande Gegenstand vieler Aktivitäten, mit mehr oder weniger großem Erfolg. Es gibt öffentliche Kampagnen, Medienaktionen und lokale Events, die die Entwöhnung betreiben. Auch für unsere Herzgruppen bestehen solche Entwöhnungsberatungen und hier scheint ein langfristiger Erfolg sichtbar. In der DGPR-Studie von 2019 konnte nachgewiesen werden, dass leider die bekannte Risikofaktor wie die Cholesterinerhöhung weiter „gepflegt“ werden, doch mit einer Ausnahme, dem Rauchen. Die Zahl der Nichtraucher (90%) war über die Jahre hinweg konstant geblieben. Gut so.
- Beim ersten A, „Ask“, wird im Patientengespräch systematisch nach dem Rauchstatus gefragt – ähnlich wie bei Urlbauers Ansatz.
- Beim zweiten A, „Advice“, spricht Bauer-Kemeny ihre Empfehlung zu einem Rauchstopp aus. Dazu berichtet sie ihren Patienten von den Vorteilen eines Rauchstopps, möglichst personenbezogen: „Wenn der Patient zum Beispiel eine COPD hat, dann sage ich ihm, dass die COPD bei einem Rauchstopp deutlich langsamer voranschreiten würde, oder, wenn der Patient eine Operation hatte, dass die Wundheilung danach besser gelingen würde.“
- Beim dritten A, „Assess“, fragt Bauer-Kemeny ab, wie der Patient selbst über das Rauchen denkt. „Das kann man zum Beispiel mit der Skala von null bis zehn machen, wie es Herr Urlbauer schon beschrieben hat.“ Allerdings behält sich Bauer-Kemeny einen Ausweg vor: Wenn beim Patienten noch keine Bereitschaft zu erkennen ist, einen Rauchstopp zu erwägen, belässt sie es zunächst dabei. „Ich sage dann ‚Ich sehe, das ist für Sie aktuell noch keine Option‘, spreche dann das Thema beim nächsten Gespräch aber wieder an.“ Das „Dranbleiben“ ist dabei das Wichtigste für sie. Wenn dann beim Patienten eine Bereitschaft für einen Rauchstopp zu erkennen ist, geht sie zum nächsten Schritt über.
- Beim vierten A, „Assist“, ermutigt Claudia Bauer-Kemeny den Patienten zum Rauchstopp. „Jetzt biete ich konkrete Hilfe an, etwa Informationsmaterial, Angebote einer Verhaltenstherapie, medikamentöse Unterstützung, die ich einsetzen kann, oder ich verweise den Patienten weiter.“
- Beim letzten A, „Arrange“, arrangiert die Ärztin einen Follow-up-Termin. „Das bedeutet, eine gewisse Art von Nachbetreuung, dass man einfach noch mal nachfragt, das dokumentiert und immer wieder in den kommenden Patientengesprächen anspricht.“ Mit dieser Kurzintervention lässt sich ein sehr hoher Effekt erzielen. Dabei komme es nicht unmittelbar darauf an, dass der Patient sofort mit dem Rauchen aufhört, sondern stückweise seine Motivation abzuklopfen und ihn dazu zu bringen, über Rauchentwöhnung konkret nachzudenken.