Projekt HRV
Die klinische Anwendung der Herzfrequenzvariabilität (HRV) ist noch nicht oder nur unvollkommen etabliert. Es handelt sich um eine Bestimmung der sog. neurovegetativen Aktivität des Herzens, also einer Bewertungsmethode der Veränderungen der Herzfrequenz unter dem Einfluss des vegetbativen Nervensystems (N.vagus und N.sympathikus). Es handelt sich um die vegetativen Spontanschwankungen der Herzfrequenz und ihre Beziehung zu Zuständen (Fitness, Trainingszustand) und Krankheiten des Organismus (chronischer Herzinfarkt, chronische Herzinsuffizienz).
Gemessen werden Herzfrequenzänderungen selbst (Zeitdomäne), ihre Standardabweichungen SDNN, RMSSD als Quadratwurzel gemittelter Werte und die Spektralanalyse (Frequenzdomäne) mit Bestimmung von low frequency (LF), high frequency (HF) und abgeleiteten Größen.
In einer Übersichtsarbeit (Shaffer und Ginsberg, An Overview of Heart Rate Variability Metrics and Norms, https://doi.org/10.3389/fpubh.2017.00258) wurden Normwerte mitgeteilt.
Zusammenhänge zwischen Spektralanalyse und Herzinfarkt-Mortalität wurde in früheren Arbeiten zumindest wahrscheinlich gemacht (1). Eine Arbeit (2) versuchte nachzuweisen, dass eine signifikanter Zusammenhang zwischen SDNN und Mortalität besteht. Je niedriger der SDNN-Wert, desto höher scheint die Mortalität in Kaplan-Meier-Plots zu sein.
- Frequency domain measures of heart period variability and mortality after myocardial infarction. J T BiggerJr, J L Fleiss, R C Steinman, L M Rolnitzky, R E Kleiger und J N Rottman, Link: https://doi.org/10.1161/01.CIR.85.1.164 Circulation. 1992;85:164–171
- Decreased Heart Rate Variability and Its Association with Increased Mortality After Acute Myocardial Infarction ROBERT E. KLEIGER, MD, J. PHILIP MILLER, AB, J. THOMAS BIGGER, Jr., MD, ARTHUR J. MOSS, MD, and the MULTICENTER POST-INFARCTION RESEARCH GROUP
Link: https://www.ajconline.org/article/0002-9149(87)90795-8/pdf
Es handelt sich aber um frühe Arbeiten, die danach nicht reproduziert oder bestätigt wurden.
Wikipedia stellt fest:
Klinische Bedeutung:
Eine verringerte HRV (gemessen als SDNN d.A.) ist nachweislich ein Prädiktor für die Sterblichkeit nach einem Myokardinfarkt, obwohl andere Untersuchungen gezeigt haben, dass die für das Überleben eines akuten Myokardinfarkts relevanten Informationen in der HRV vollständig in der mittleren Herzfrequenz enthalten sind. Eine Reihe anderer Ergebnisse und Erkrankungen können ebenfalls mit einer veränderten (in der Regel niedrigeren) HRV in Verbindung gebracht werden, darunter kongestive Herzinsuffizienz, diabetische Neuropathie, Depressionen nach einer Herztransplantation, Anfälligkeit für SIDS (sudden infant death syndrome) und schlechtes Überleben bei Frühgeborenen, sowie der Schweregrad der Müdigkeit beim chronischen Müdigkeitssyndrom. Andererseits ist eine höhere HRV bei Patienten mit hohem Blutdruck (Hypertonie) ein Risikofaktor für Vorhofflimmern.
Neuerdings befasst sich eine Saarländische Firma – InfarctProtect – mit dem Thema.
HGS hat sich daher entschieden, auf der nächsten WBR-Sitzung im Juli 2024 das Thema einer möglichen Studie (RCT) unter Einbeziehung der HRV-Thematik zu behandeln. Hierbei sollten die Punkte Aussagekraft, Reproduzierbarkeit und Validität unter Einbeziehung selektierter Herzgruppen berücksichtigt werden. Dies wied auf der Website HerzAktivSaar ausführlich besprochen.